Zagoria

 

Nach einer ruhigen Überfahrt hat mich "Superfast Ferries" mit nur 2 Stunden Verspätung nach Igoumenitsa gebracht. Mir war's egal, bin ja nicht auf der Flucht. Erst mal tanken und dann auf zur Vikos Schlucht. Die Schlucht wurde 1977 ins Guinness Buch der Rekorde aufgenommen. Mit 900m die tiefste Schlucht der Welt. Oben beträgt der Abstand zwischen den Felsen nur 1100 Meter.

Am Eingang zur Schlucht steht ein Kloster aus dem 14. Jahrhundert. Bis dahin kommt der faule Moppedfahrer noch, durch die Schlucht selbst geht nur ein Wanderweg. 6 Stunden soll aber sehr schön sein - aber bin ich vielleicht zum Wandern hier? Im Schatten der Klosterruine und bei himmlischer ruhe gibt es erst mal Mittagessen. Die Schlucht liegt in einer Gegend, die Zagoria genant wird und für ihre Landschaft sowie Malerische Dörfer berühmt ist. Es hat überall Uralte Steinbrücken, die seit hunderten von Jahren hier stehen und auch heute für den Fussgänger noch zu benützen sind.

Beeindruckend. Dabei fühlt man sich richtig klein. Man stelle sich vor, das hier schon vor 500 Jahren ein Hirte seine Ziegen drüber getrieben hat.

Von den Brücken hat es jede Menge. Die ersten paar mal bin ich ja noch angehalten und hab fotografiert.....

Im Laufe des Nachmittags ziehen leider immer dunklere Wolken auf. Größtenteils hinter mir und wenn immer es die Strasse erlaubt gebe ich Gas um dem Wetter davon zu fahren aber bei den Strassen geht das nicht lange gut. Dicke, große Regentropfen prasseln mir auf den Helm.

Aber es ist ganz als wollte sich die Natur dafür entschuldigen, das sie mich nass macht: So wie der Regen beginnt entsteht eine so phantastische Luft, wie ich sie selten erlebt habe! So frisch und würzig, es riecht nach allen Gewürzen und Harzen gleichzeitig und abwechselnd. Dieses Phänomen herrscht bekanntlich immer nur kurz, wenn der Regen beginnt oder gerade endet. Da ich aber ständig vor der Wetterfront her fuhr hatte ich auch immer wieder das Vergnügen an diesen Genuss zu kommen. Gleichzeitig bedeutet das natürlich auch, das ich ständig im beginnenden Regen fahren darf!

Naja, die Fliegen gehören eh mal wieder abgewaschen. Durch das Visier meines Helmes konnte ich eh fast nichts mehr sehen, von der Scheibe mal ganz zu schweigen.

Als ich Zagoria endlich hinter mir lasse und die Strassen wieder schneller werden konnte ich dem Wetter doch noch davon fahren.

Weiter geht es über den Katarer Pass. Früher die Hauptverbindungsroute durch den Norden Griechenlands. Inzwischen zerschneidet brutal und hässlich eine Autobahn die Landschaft und diese Strecke wird kaum noch befahren. Die Straße ist gut ausgebaut und zunächst auch in ordentlichem Zustand, so das einer flotten Fahrt nichts im Wege steht - bis:

Ich komme gerade über eine Kuppe und sehe vor mir: die Strasse ist auf mehreren Metern Breite um 20-30cm abgesunken. Mit einer harten Kante und quer über die Strasse.

Es ist alles voller Sand und Dreck, ausweichen oder bremsen ist nicht. Also drüber. Gas weg, auf die Fussrasten stellen, fluchen und die Zähne zusammen beissen. Es tut einen Höllen Schlag als es auf der anderen Seite wieder hoch geht. Das war wie mit 80 gegen die Bordsteinkante. Mir ahnt nichts gutes für die Felge oder die Gabel.

Beide aber haben es ohne Schaden überstanden. Lediglich das Navi hängt nur noch am Kabel. Die 4 Schrauben sind aus der Plastikhalterung gerissen worden. Hätte schlimmer kommen können. Hab ja Panzertape dabei. Vielleicht bekomme ich irgendwo mal einen Epoxi Kleber damit müsste sich das reparieren lassen.

Jetzt etwas vorsichtiger weiter. Ich komme noch an einigen anderen derartigen Stellen vorbei. Teilweise ist die Strasse bis zur Mittellinie in den Abgrund gerutscht.

Es gibt keinerlei Warnung, Schild, Absperrung oder sonst was! Hier nachts fahren ist Selbstmord.

Jetzt sind es nur noch 80km bis Kastraki (der Name gefällt mir irgendwie nicht) Das ist ein Ort am Fusse der Meteora Klöster.


Tja und da bin ich nun angekommen. Sitze neben meiner Dackelgarage im gemütlichen Sessel und wenn ich mich umgucke sehe ich die gleichen dunklen Wolken, von denen ich heute schon mal nass geworden bin. Sieht so aus als könnte das Zelt gleich heute mal zeigen was sie so drauf hat.