Kappadokien

 

Um halb 5 morgends, zu unchristlicher Zeit werde ich werde ich im Hotel abgeholt um mir Kappadokien per Heißluftballon von oben zu besehen. Apropos unchristlich: Unchristlich vielleicht aber durchaus Islamisch: Der Muezin ruft bereits um 4 Uhr früh seine Schäfchen zum ersten Gebet.

Der mich abholende Bus fährt ein Stück und geht kaputt. Der Fahrer, nur wenig beeindruckt, steigt aus, Motorhaube auf, es dauert eine Minute, Motorhaube zu, Motor läuft wieder. Offenbar ein bekanntes Problem. Weiter geht’s. Die nächsten Gäste eingesammelt, und wieder, Motor aus, Haube auf, Haube zu, weiter. Das Spiel wiederholt sich noch ein paar mal, aber irgendwann erreichen auch wir den Startplatz.

Hier sind bereits dutzende Ballons in der Starvorbereitung. Gebläse blasen unter heftigem Getöse Luft in die Ballons, die neben den auf der Seite liegenden Körben liegen. Haben sich die Ballons genug gebläht  wird der Brenner kurz eingeschaltet und bringt den Ballon schnell in die Vertikale, der Korb richtet sich auf. Jetzt ist Fingerspitzengefühl des Piloten gefragt, der den leeren Korb auf dem Boden, den Ballon in der Luft halten muss.

Der Korb ist in Sektionen eingeteilt, in jeder finden 4-5 Personen Platz. Eine kurze Einweisung, Leinen los und Gas auf den Brenner. Langsam erhebt sich der Ballon mit uns.

Zunächst bleibt der Pilot nahe über dem Boden, manövriert geschickt zwischen den Feenkaminen und Felshängen hindurch und gibt uns so einen wunderbaren Ausblick. Ein kräftiger Stoß aus dem Brenner und der Ballon steigt hoch in den Himmel. Inzwischen sind wir längst nicht mehr die einzigen. Mehrere duzend bunte Ballons stehen im frühen Morgenlicht über Kappadokien.

Man sagt Ballonfahrt, nicht fliegen. Nun verstehe ich auch warum. Eine Ballonfahrt, hat mit dem Fliegen, in dem durch die Luftbewegung ein Auftrieb erzeugt werden muss nunmal nichts zu tun. Und daraus resultiert auch ein vollkommen anderes Erlebnis. Abgesehen von dem Gasbrenner absolute Ruhe!

Allen die Angst vor eine Ballonfahrt haben sei gesagt, Ein TUIfly Flug nach Malle ist ruppiger als eine Ballonfahrt.

Wir steigen und sinken immer wieder mal, einen halben Meter unter uns taucht die Spitze eines Minaretts auf – das war knapp! Anderthalb Stunden später setzen wir zur Landung an, des Bodenteam wartet schon mit dem Trailer auf dem der Korb später wieder zurück transportiert werden soll. Punktlandung direkt auf dem Trailer! Der Laie staunt, der Profi ist begeistert. Der Ballon mit all seiner Fracht und Passagieren wird noch einige Meter weiter gefahren, wo schließlich auch der Ballon selbst entlüftet und eingeholt wird. Ein Glas Sekt auf den erfolgreichen Flug!

Zu Kappadokien selbst will ich gar nicht mehr all zu viel sagen. Da sagen die Bilder mehr. Vielleicht nur zur Entstehung: Die umliegenden beiden Vulkane habe vor langer, langer Zeit das Land tief in Lava und Asche versinken lassen. Dies hat Schichten von unterschiedlicher Festigkeit hervorgebracht, die dann über die Zeit durch die Erosion diese skurrilen Formen herausgebildet haben. Warum aber durchlöchert man das ganze? Nun eine gewisse Troglodyte Grundhaltung scheint bei der hiesigen Bevölkerung schon vorzuherrschen, haben sie nicht auch 80 Meter tiefe unterirdische Städte gebaut (aber dazu morgen mehr). Und abgesehen davon? Weil es geht, und weil es eigentlich ganz einfach ist.

Der Tuffstein wird erst unter Lufteinfluss hart. Hat man mal die äußere Schicht durchdrungen, so kann man mit einfachen Mitteln in den Stein graben, der dann wiederum aushärtet. So ist ein möglich Behausungen zu schaffen, die um ein Vielfaches solider sind, Schutz vor Wind und Wetter bieten, als jede Lehmhütte.

Entstanden sind die Höhlen in den ersten Jahrhunderten nach Christi vornehmlich von den ersten Christen. In der Gegend sind über 400 Kirchen bekannt, in die Felsen geschlagen wurden und teilweise prächtig ausgemalt sind. Die meisten von ihnen sind jedoch inzwischen verfallen, eingestürzt, oder wurden als Unterschlupf von Hirten oder als Vieh Stall benützt. Entsprechend ist von den Fresken nicht mehr viel zu sehen. Im Göreme Freilichtmuseeum sind noch einige besonders schöne Kirchen zu besichtigen.

Den Rest des Nachmittags verbringe ich mit einer kleinen Wanderung durch eines der vielen engen Täler. Wunderbare Abgeschiedenheit in grandioser Landschaft.

So mancher mag ja Erotische Vorstellungen beim Anblick dieser Feenkamine entwickeln aber mich inspirieren sie eigentlich mehr zu eine Leckeren Morchelrahmsoße ☺