Abana

 

Als heute Nachmittag sich die Wolken verdichten und die ersten Regentropfen fallen treffe ich zwei kluge Entscheidungen. Erstens ziehe ich gleich die Regenkombi an und nicht erst wenn ich schon klatsch nass bin (siehe gestern) und zweitens als dann wenig später abzusehen ist, das wenig vor mit heftiger Regen fällt beschließe ich den Tag für heute zu beenden und mir ein Hotel zu suchen. So bin ich nun in Abena angekommen, ein kleines Dorf direkt am Meer und nur 25km vor Inebolu, wo ich eigentlich hin wollte.

Der Tag begann mit trüben Wolken aber trocken, was ich von meiner Kombi nicht behaupten konnte aber schon nach kurzem kommt die Sonne durch und im Fahrtwind sind die Klamotten schließlich schnell vollends getrocknet.

Die Strecke entlang des Schwarzen Meeres ist deutlich interessanter als an der Adriaküste. Die Ortschaften sind wesentlich hübscher, die Küste steigt steil in grün bewaldete Berge an.

Das letzte mal war ich vor etwa 25 Jahren hier und ich muss feststellen, daß sich nicht viel verändert hat. Eine Touristische Infrastruktur existiert nach wie vor praktisch nicht. Zwar gibt es in jedem Ort 1-2 Hotels, die auch ordentlich und sauber sind jedoch weit weg von Mitteleuropäischen Standards von Luxus mal ganz zu schweigen.

Dies ist eben der Konflikt: Einerseits will der Tourist ein unverdorbenes, ursprüngliches Land aber auf der anderen Seite auf den gewohnten Luxus nicht verzichten. Das Ursprüngliche ist hier definitiv zu finden und ein wenig Luxus gibt es wohl in der Hochburg am Schwarzen Meer, Amasra. Nach Amasra, die letzte Station vor Istanbul möchte ich morgen. Daniel hat mir hier ein Restaurant namens Cani-Balik empfohlen. Bin mal auf den Kinderteller gespannt. In einem Ort ist gerade Markt. Ich fahre von der Hauptstraße etwas kreuz und quer durchs Dorf, schlendre über den Markt und am Meer entlang. imposante Wellen schlagen an den Kai.

Zurück aufs Mopped versucht mich Tom zurück auf die Hauptstraße zu führen, dachte ich zumindest. Unversehens finde ich mich mal wieder auf übelsten, steilsten „Straßen“ wieder.

Übrigens: auf einer Karte fand ich die sehr passende Kategorisierung für


Türkische Straßen:


Asphalt Straßen

Befestigte Straßen

Erdstraßen

Sonstige


Das worauf mich da Tom geschickt hat bewegte sich irgendwo zwischen Erd- und Sonstiges. Nun, früher oder später werde ich schon wieder auf die Hauptstraße kommen, wird schon nicht so schlimm sein.


1.nicht früher sondern später

2.doch es wird schlimm


Kilometer um Kilometer geht es über übelste Strecken. Zwischenzeitlich dachte ich bereist die Hauptstraße endlich erreicht zu haben aber nein, das war nur mal ein Straßenstück mit etwas Asphalt. Zudem kommen mit nur regelmäßig mit Felsbrocken beladene LKW entgegen, die exakt so breit sind wie die „Straße“ (typ Erdstraße). Zum Glück machen die wenn sie sich in Schrittgeschwindigkeit den Berg hinauf quälen so viel Lärm und Staub, das sie rechtzeitig zu sehen sind.

Das wo die hinfahren muss eigentlich Straße sein aber alles wieder zurück? Nein, das muss doch anders gehen!


Trotz des Lärms fällt mir ein neues Geräusch am Motorrad auf. Irgendwas klappert.  Naja wen wundert’s? Die Ursache ist nicht zu übersehen. Die gesamte Scheinwerfereinheit hat sich gelöst und hängt nur noch am Kabel!

Beide Schrauben haben offenbar eine neue Heimat gefunden. Erst mal muss Panzertape herhalten, irgendwann muss ich mal versuchen neue Schrauben aufzutreiben. Spätestens in Istanbul hat es einen BMW Händler. Ich denke da schau ich mal vorbei. Ich denke auch nicht, das der Vorderreifen nicht noch mal 5000km mitmacht. Der hintere sieht besser aus.

Als ich mich der Quelle der LKW’s nähere kommt mir zu allem Übel noch ein Tankwagen entgegen, der auf dem Lehmboden Wasser sprüht. 10 Meter später liege ich auf der Seite. Der nasse Lehm wird glitschig wie Seife. Selbst das Aufheben gestaltet sich schwierig, das die Räder auf dem rutschigen Boden keine Halt finden. Einer der Steinbucharbeiter hilft mir schließlich und weist mir auch den rechten Weg, zur Hauptstraße. Weitere 20km Schotter Lehm und Schlagloch.

Schön langsam hab ich von Türkischen Straßen genug. Bin mal gespannt ob das in Bulgarien besser wird.