nach Göreme

 

Anatolien habe ich inzwischen erreicht, und mit Kappadokien die Mitte der Türkei. Eigentlich hatte ich ja vor gehabt zur Schonung meines Allerwertesten heute nur die direkte Strecke zu fahren aber die Versuchung von der Hauptstraße abzuweichen war dann doch zu groß. Soll der Arsch doch weh tun, der hat schon schlimmeres erlebt.

Mein Hotel bietet kein Frühstück an, aber am Abend habe ich einen MacDonalds gesehen. Das wäre doch mal was! Morgens um halb 9 stehe ich jedoch noch vor verschlossenen Türen. Was soll’s! Frühstück wird total überbewertet.

Sultanhani liegt eigentlich auf der Stercke, dennoch empfiehlt mir ein Schild die Hauptstraße zu verlassen. Na gut. Mach ich halt. Ich befinde mich auf einer Hochebene auf etwa 1500 Metern. Im Hintergrund thront stets der Hasan Dagi, ein Berg vulkanischen Ursprungs mit 3200 Metern Höhe. Nach kurzem endet die Asphaltierte Strecke und es geht durch gut befahrbaren Lehmboden weiter. Grasland und Getreidefelder so weit das Auge reicht. Und im Hintergrund immer der alles überragende Berg.

Ich komme durch viele kleine Dörfer. Häuser (oder Hütten?) aus Lehmziegeln stehen im lockeren Verbund, Ziegen und Schafe immer dazwischen. Etwas größere Dörfer mit Moschee. Die Dächer sind eine Holzkonstruktion auf die ebenfalls Stroh und Lehm gelegt wird, das mit der Zeit zu wuchert. Zu jedem Haus gehört auch ein Backofen, der in einigen Metern Entfernung steht.

Immer wieder sieht man auch Nomadische Familien. Hier ersetzt das Zelt die Lehmhüte. Der Unterschied ist nicht sehr groß.

Angesichts der vielen kleinen Kinder, stellt sich unweigerlich die Frage: Ist das nun Armut? Gemessen an unseren Lebensumständen natürlich. Andererseits, ist jemand, der ein Leben führt, das sehr viel einfacher ist als das unsere automatisch arm? Natürlich sind die Zukunftsaussichten dieser Kinder mit den unseren nicht vergleichbar. Dennoch, wenn ich einmal unterstelle, das dies Familien (was sicherlich nicht immer der Fall ist) jeden Tag ein warmes Essen auf dem Tisch haben, Kleidung und zumindest etwas Schulbildung für die Kinder und, und darauf kommt es an dabei ein, innerhalb ihres Universums, glückliches Leben führen, muss man dann von Armut sprechen, nur weil jemand keine 6 Zimmer Wohnung hat?

Vollkommen im Nichts treffe ich einen Hirten, der auf seinem Esel sitzend eine kleine Kuhherde über die Steppe treibt. Lieder will er nicht fotografiert werden. Schade, das wäre ein schönes Bild geworden.

Auf dem größtenteils recht gut festgefahrenen Lehmboden komme ich gut voran. Schließlich erreiche ich Sultanhani. Hier steht eine Karawanserei, die 1229 gebaut wurde.

Die Karawanserei ist eigentlich nichts anderes als eine Hotel für Karawanen. Hier konnten Karawanen zusammen mit all ihrer Fracht und Tieren Zuflucht und Rast finden.

Ein eindrucksvolle Gebäude. Im Innern befindet sich zunächst ein großer Hof, der durch eine kleine Moschee dominiert wird. Zur linken befinden sich Wirtschaftsgebäude z.b. ein Hamam (Türkisches Bad), zur rechten Ställe. Im Hinteren Bereich eine große geschlossene Halle.

Je nach Witterung wurde im Sommer draußen mit allem Vieh gelagert und im Winter hinten in der Halle. Man stelle sich mal den Geruch vor, wenn hier dutzende von Pferden, Eseln, Kamelen, und natürlich auch Menschen lagerten.

Auf meiner Karte sind noch ein paar erloschene Vulkane, die ich eigentlich zu Schonung meines Boppes ausfallen lassen wollte. Kurz entschlossen drehe ich nochmal um, die 100km gehen auch noch.


Die ganze Gegend hier ist vulkanischen Ursprungs. Und so hat sich hier ein Vulkankrater erhalten, der so wie das Wasser darin aussieht auch durchaus noch Bezug zum Erdinneren hat.

Auch die Umliegenden Hügel sehen sehr konisch aus. Auf der Suche nach weiteren Vulkankratern biege ich noch mal ab. Die sandige Straße erfordert volle Aufmerksamkeit. Nach einigen Km drehe ich dann aber doch um, es scheint nur zu einem weiteren Dorf zu gehen, wo ich nicht als neugieriger Tourist auftreten will.

Ständig rennen stark suizidale kleine pelzige Wesen über die Straße. Eines davon hätte beinahe unter meinem Vorderreifen den ersehnten Tod gefunden. Die possierlichen Wesen sehen ein bisschen aus wie ein Hamster sind nur etwas größer und wohnen wohl in Erdhöhlen. Was kann das sein? Lemminge?

Überhaupt scheint die hiesige Fauna leicht depressiv zu sein. Um die Vögel steht es auch nicht viel besser. Todesmutig stürzt sich einer ums anders auf mein Vorderrad oder die Scheibe. Bisher konnte ich jedoch allen Euthanasie Versuchen ausweichen.

Die restlichen 100km nach Göreme reiße ich dann auf der linken Arschbacke runter. Und hier bin ich nun. Kappadokien. Auf den ersten Blick drängt sich der Verdacht auf, das hier Schweizer aktiv gewesen sein müssen. Es gibt kein Stück Stein das nicht durchlöchert ist wie ein Käse.

Ein Blick in den Reiseführer belehrt mich jedoch eines Besseren. Schweizer waren es nicht. Aber dazu mehr morgen.

Der morgige Tag wird früh beginnen. Um halb 5 werde ich abgeholt um eine Heißluftballonfahrt über dieses erstaunliche Land zu machen.

Mein Standard Objektiv mach immer öfters ärger. Anscheinend hat es ein Problem mit der Blendenöffnung. Wenn das endgültig aufgibt hab ich ein Problem.

Ach ja, dem Kälbchen geht es auch gut. Vor ein paar Tagen hatte ja das Kühlwasser gekocht. Ein anruf bei BMW hat ergeben, das es wohl vermutlich nur daran lag, das der Kühlwasserausgleichsbehälter zu voll ist (und wer hat den befüllt – lieber Herr BMW?). Ist auch bisher nicht mehr passiert. Nur muss das kleine dringend mal unter die Dusche.